Luise Zühl

Doktorandin

1.         Was fasziniert Dich am meisten an der Pflanzenforschung?

Ich habe eher eine allgemeine Faszination für Naturwissenschaften, da ich schon immer die Welt um mich herum verstehen wollte. Außerdem finde ich experimentelles Arbeiten sehr aufregend und irgendwie abenteuerlich, da man etwas Neues herausfinden kann, das noch niemand zuvor gesehen oder gekannt hat. Meine Leidenschaft für Pflanzen entwickelte sich aufgrund ihres schönen Aussehens und ihrer Vielfalt, die mich schon seit meiner Kindheit umgeben. Ich war neugierig mehr über Pflanzen zu erfahren, die mir mit ihrer sessilen Lebensweise, ganz im Gegensatz zu unserer, zunächst etwas geheimnisvoll erschienen.

2.         Erzähle uns kurz, welchen wissenschaftlichen Fragen Du am MPIPZ nachgehst.

Mit meiner Arbeit am MPIPZ möchte ich besser verstehen, wie die faszinierende Vielfalt der Organformen zustande kommt. Dazu untersuche ich die genetische Rolle von zwei wichtigen Akteuren während der Blattformentwicklung in Arabidopsis thaliana im Vergleich zu Cardamine hirsuta. Diese beiden Modellorganismen sind eng miteinander verwandt, entwickeln aber ganz unterschiedlich geformte Blätter und ermöglichen es uns, evolutionäre und entwicklungsbiologische Fragen zu untersuchen.

3.          Wer hat Dich in Deiner bisherigen Laufbahn besonders inspiriert?

Ich hatte das große Glück, mehrere großartige, inspirierende Mentoren zu haben, die ihre eigene Faszination für Biologie und Pflanzen sowie ihre Erfahrungen mit mir teilten und mich auf meinem Weg unterstützten. Meine naturwissenschaftliche Neugier wurde vor allem durch meinen tollen Biologielehrer in der Oberstufe geweckt und in die richtigen Bahnen gelenkt, der das große Talent hatte, auch komplexe genetische Konzepte auf einfache und witzige Weise zu erklären. Später während des Studiums wuchs meine Begeisterung für Pflanzen und Wissenschaft durch verschiedene botanische Exkursionen in Deutschland und Europa und mehrere Praktika in tollen Laboren.

4.          Was ist für Dich die größte Herausforderung in Deiner bisherigen Laufbahn?

Ich denke, die größten Herausforderungen meiner Karriere habe ich während meiner Promotion erlebt und waren psychologischer Natur. Einerseits zu akzeptieren, dass meine Zeit und Energie begrenzt sind und ich daher nicht alle interessanten Fragen verfolgen kann, sondern Prioritäten setzen muss - was übrigens völlig in Ordnung und menschlich ist. Andererseits musste ich mit der Frustration umgehen, die durch zwei große Rückschläge verursacht wurde, die es erforderlich machten, mein Projekt umzugestalten, einer davon sogar kurz vor der Einreichung meiner Dissertation.

5.         Wie stellst Du Dir Deine Zukunft in der Wissenschaft vor?

Ich habe lange von einer akademischen Karriere geträumt und liebe die Wissenschaft als solche immer noch. Allerdings habe ich in den letzten Jahren die Erfahrung gemacht, dass die Arbeitsbedingungen und die unsicheren Langzeitperspektiven in der akademischen Forschung, insbesonders hier in Deutschland, stark vom Erfolgs- und Publikationsdruck geprägt sind, was meiner Meinung nach psychisch ziemlich ungesund ist. Im Rahmen eines Karriere-Mentoring-Programms an der Universität zu Köln habe ich herausgefunden, dass diese Umstände nicht zu meinen persönlichen Werten und Bedürfnissen passen und ich habe mich entschlossen, nach meiner Promotion eine Karriere außerhalb der akademischen Laufbahn zu verfolgen. Wie das genau aussehen kann, überlege ich gerade, aber es wird sicher etwas mit Pflanzen und Wissenschaft zu tun haben und ich freue mich sehr auf neue und interessante Herausforderungen.

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