Geschichte

Im Jahr 1928 eröffnete die Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft in Müncheberg (Mark Brandenburg) das Kaiser-Wilhelm-Institut für Züchtungsforschung. Dessen erster Direktor, Erwin Baur (1875-1933), gilt als Gründer der Pflanzenvirologie und Entdecker der Plastidenvererbung. Er legte den Grundstein zur Genetik des Löwenmäulchens und initiierte viele Neuzüchtungen wie beispielsweise die Süßlupine. Im März/April 1945 wurde das Institut nach Voldagsen, Kreis Hameln, verlegt. 1948 wurde die Forschungsstätte von der Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften fortgeführt. 1951 erhielt das Institut den Namen Max-Planck-Institut für Züchtungsforschung und siedelte 1955 nach Köln auf das Gelände des Guts Vogelsang. Nach der Emeritierung von Wilhelm Rudorf im Jahre 1961 erfolgte unter Joseph Straub eine erste große Umorientierung des Instituts: Der Schwerpunkt der wissenschaftlichen Arbeiten wurde vom primär anwendungsorientierten Sektor auf die Grundlagenforschung verlagert. Wissenschaftler des Instituts erarbeiteten dabei wichtige Methoden der Zell- und Gewebekultur höherer Pflanzen. Nach der Emeritierung von Joseph Straub und Wilhelm Menke wurden in den Jahren 1978 bis 1985 Jozef Schell, Heinz Saedler, Klaus Hahlbrock und Francesco Salamini als neue Direktoren berufen. Mit ihrer Ernennung verlagerte sich der Forschungsschwerpunkt erneut, nunmehr auf die molekulargenetische Grundlagenforschung und ihre Anwendung in der Pflanzenzüchtung.

 

 

Angesichts der bevorstehenden Pensionierung von Klaus Hahlbrock und Jeff Schell wurde im Jahr 2000 mit der Einstellung einer neuen Generation von Direktoren begonnen. Paul Schulze-Lefert und George Coupland wurden 2000 bzw. 2001 ernannt, und Maarten Koornneef kam drei Jahre später, nach dem Ausscheiden von Francesco Salamini, hinzu. Miltos Tsiantis begann 2013 nach der Pensionierung von Heinz Saedler mit dem Aufbau einer Abteilung für vergleichende Entwicklung und Genetik. Nach der Pensionierung von Maarten Koornneef wurde Raphael Mercier 2019 ernannt und begann mit dem Aufbau einer Abteilung für Chromosomenbiologie mit Schwerpunkt auf der Meiose, dem Motor der Vererbung und Evolution bei Eukaryonten.

In den neuen wissenschaftlichen Abteilungen liegt der Schwerpunkt auf der Nutzung von Modellarten, um die regulatorischen Prinzipien und molekularen Mechanismen zu verstehen, die ausgewählten Pflanzenmerkmalen zugrunde liegen. Längerfristig sollen diese Entdeckungen durch die Entwicklung rationaler Züchtungskonzepte in Züchtungsprogramme umgesetzt werden. Der Wechsel in der Leitung machte auch eine Modernisierung der Infrastruktur erforderlich. Bisher wurde das Gebäude, in dem das Labor für Pflanzenentwicklungsbiologie untergebracht ist, komplett renoviert (2004), ein neues Gästehaus und eine Bibliothek gebaut (2005) sowie neue Gebäude für die Lagerräume, die Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit und die Werkstätten sowie ein neues Eingangstor errichtet (Fertigstellung im Frühjahr 2009). Das neue Laborgebäude für die Abteilung Koornneef wurde im Frühjahr 2012 fertiggestellt, ebenso wie das Gemeinschaftsgebäude, das alle vier wissenschaftlichen Abteilungen verbindet und Besprechungsräume, Büros und die Bioinformatikgruppen beherbergt. Ein umfangreicher neuer Raum zur Unterbringung der Server des Genomzentrums wurde im Frühjahr 2012 eröffnet, während Mitte 2013 mit der vollständigen Renovierung des ehemaligen Saedler-Abteilungsgebäudes (jetzt Abteilung für vergleichende Entwicklung und Genetik) begonnen wurde. Die Modernisierung der Gewächshäuser wurde ebenfalls genehmigt, begann im Frühjahr 2013 und wurde Ende 2015 abgeschlossen. Die Genehmigung für einen weiteren neuen Versuchsgewächshauskomplex wurde 2019 eingeholt. Aufgrund unvorhergesehener Verzögerungen ist die Fertigstellung dieses Projekts nun vorläufig für Ende 2022 geplant.

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