Aurélia Emonet
Postdoktorandin
1. Was fasziniert Sie am meisten an der Pflanzenforschung?
Pflanzen sind Lebewesen, die sich so sehr von den Tieren unterscheiden. Ich bin fasziniert von ihrer Vielfalt in Form und Gestalt. Sie können nicht fliehen, also sind sie kreativ geworden, um sich perfekt an ihren Lebensraum anzupassen. Von winzigen Algen bis hin zu riesigen Bäumen, von fleischfressenden Pflanzen bis hin zu aquatischen Arten - es fasziniert mich immer wieder, wie sich Pflanzen gemeinsam mit anderen Arten entwickelt haben und wie ihre Struktur perfekt an anspruchsvolle Umgebungen angepasst ist.
2. Erzähle uns kurz, welchen wissenschaftlichen Fragen Du am MPIPZ nachgehst
Das Behaarte Schaumkraut (Cardamine hirsuta) nutzt einen explosiven Mechanismus, um die Samen zu verbreiten. Die beiden Ventile, aus denen die Frucht besteht, rollen sich plötzlich zusammen und schleudern die Samen bis zu 2 Meter weit um die Pflanze herum. Ich möchte herausfinden, wie sich diese sehr eigenartige Eigenschaft entwickelt hat und welche Gene sie steuern. Ein Schlüsselmerkmal dieses Mechanismus ist die Ablagerung einer asymmetrischen sekundären Zellwand in den Zellen der Fruchtklappen. Ich untersuche, wie diese polare Zellwand kontrolliert wird, indem ich Transkriptomanalysen und Gentransfers zwischen meinen drei Lieblingsarten durchführe: Cardamine hirsuta, Arabidopsis thaliana und Cardamine chenopodiifolia.
3. Wer oder was hat Dich in Deiner bisherigen Laufbahn besonders inspiriert?
Ich hatte das Privileg, auf meinem Weg zahlreiche herausragende Wissenschaftler:innen und Kolleg:innen zu treffen, deren Einfluss meine Herangehensweise an wissenschaftliche Fragen nachhaltig geprägt hat. Ich frage mich oft: "Wie würde diese Person dieses spezifische Problem lösen, was würde sie vorschlagen?". Mein Doktorvater, Niko Geldner, ist ein leidenschaftlicher Wissenschaftler und hat mich dazu inspiriert, immer enthusiastisch zu bleiben und neue Ideen in Frage zu stellen.
4. Was war/ist für Dich die größte Herausforderung in Ihrer bisherigen Karriere?
Ich fand es herausfordernd, von Land zu Land zu ziehen, um eine akademische Laufbahn einzuschlagen, ohne sicher zu sein, dass ich am Ende eine feste Stelle bekomme. Die Erfahrung im Ausland ist zwar immer bereichernd, aber es ist schwierig, diese Anforderung mit einem Partner oder einer Familie zu vereinbaren.
5. Wie siehst Du Deine Zukunft in der Wissenschaft und warum?
Ich hoffe, dass ich weiterhin im akademischen Bereich forschen kann und die Möglichkeit habe, an sehr grundlegenden Fragen zu arbeiten. Cardamine chenopodiifolia hat nicht nur explosive Früchte, sondern kann auch eine zweite Art von Früchten tief in den Boden eingraben, die zur Keimung bereit sind. Wie erstaunlich ist das! Das würde ich gerne weiter erforschen.