Nora Papadima-Karanikou

Postdoc
 

1. Was fasziniert Dich am meisten an der Pflanzenforschung?

In einer anthropozentrischen Gesellschaft werden Pflanzen oft als einfache, nicht intelligente Organismen übersehen, manchmal sogar mit leblosen Objekten gleichgesetzt. Selbst einige der klügsten Biologen leiden unter Pflanzenblindheit. Ich bin dankbar, dass ich diesem Vorurteil entkommen bin. Als ich Biologie studierte, dachte ich nie daran, mit Pflanzen zu arbeiten, aber als ich in diese Welt eintauchte, eröffnete sich mir ein völlig neues Spektrum an Sichtweisen. Sobald sich die Augen an diese neue Sichtweise gewöhnt haben, kann man nicht mehr aufhören, sie zu beobachten und über ihre Biologie zu staunen. Pflanzen sind überall, sie waren lange vor uns und allen anderen Tieren da und haben die Erde so geprägt, wie wir sie heute kennen. Als Entwicklungsbiologe fasziniert es mich, die genetischen Grundlagen ihrer enormen morphologischen Vielfalt zu erforschen. Ich finde es auch erstaunlich, wie Pflanzen grundlegende biologische Prinzipien mit uns teilen, obwohl sie einem völlig anderen Reich des Lebens angehören.

2. Erzähle uns kurz, welchen wissenschaftlichen Fragen Du am MPIPZ nachgehst.

Wie entstehen verschiedene Blattformen? Welche genetischen Grundlagen liegen der enormen Vielfalt der uns umgebenden Blätter zugrunde? Welche molekularen Signalwege sind konserviert und welche unterscheiden sich zwischen Arten mit unterschiedlichen Blattformen? Und schließlich: Hängt dies mit der Bildung spezifischer Zelltypen zusammen, die einfache von komplexen Blättern evolutionär verwandter Arten unterscheiden? Das sind einige der Fragen, die mich bei meiner Arbeit am MPIPZ beschäftigen.

3. Wer oder was hat Dich in Deiner bisherigen Laufbahn besonders inspiriert?

Neben den Pionieren, die das Fachgebiet, in dem ich arbeite, geprägt haben, waren es immer die „ganz normalen Menschen“ um mich herum, die mich inspiriert haben. Menschen, die sich für eine Karriere in der Wissenschaft entscheiden, haben eine gewisse Verrücktheit und einen inneren Antrieb, den ich wirklich bewundere. Manchmal, wenn ich die Motivation verliere, finde ich es inspirierend, diejenigen zu beobachten, die gerade erst ihre Reise in die Wissenschaft beginnen - ihre frische Neugier und ihr Enthusiasmus erinnern mich daran, wo ich angefangen habe, und helfen mir, weiterzumachen.

4. Was war/ist für Dich die größte Herausforderung in Deiner bisherigen Karriere?

Rückschläge akzeptieren und sich dem Unbekannten stellen. Der Wechsel von der strukturierten Umgebung der Universität, wo die Antworten oft klar in Lehrbüchern stehen, in die akademische Welt, wo der Prozess der Erstellung dieser Lehrbücher vor einem liegt, war eine große Herausforderung. Es ist nicht so linear, wie ich dachte. Es dauerte eine Weile zu lernen, mit dieser Unsicherheit umzugehen und vorwärtszukommen. Aber es ist auch faszinierend, Teil dieses Prozesses zu sein. Es ist eine ständige Erinnerung daran, das große Ganze im Auge zu behalten und sich nicht in Details zu verlieren.

5. Wie siehst Du Deine Zukunft in der Wissenschaft und warum?

Ich sehe mich für den Rest meines Lebens eng mit der Grundlagenforschung verbunden. Da ich aber gerade erst promoviert habe, entwickelt sich die genaue Art dieser Beziehung noch. Ob ich selber forsche, andere Wissenschaftler:innen unterstütze, lehre oder mich in der Wissenschaftskommunikation engagieren werde - das wird die Zukunft zeigen. Was ich weiß, ist, dass die Neugier der Wissenschaftlerin in mir stets bleiben wird, egal wohin mich das Leben führt.

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